Dürfen Kindersitze vorne auf den Beifahrersitz?
Wer mit mehr als zwei Kindern unterwegs ist, steht oft vor der Frage: Kann auch auf dem Beifahrersitz ein Kindersitz untergebracht werden? Welche Sicherheitsvorkehrungen sind zu treffen, wenn Kind und Kindersitz vorne mitfahren?
Kinder bis zu zwölf Jahren oder einer Größe von 1,50 m dürfen nur in einem zugelassenen und für ihre Größe und ihr Gewicht geeigneten Kindersitz transportiert werden, so will es das Gesetz. Selbst mit Erreichen des zwölften Lebensjahres empfehlen Experten die Verwendung einer Sitzerhöhung, sofern die Mindestgröße von 150 cm noch nicht erreicht wurde. Doch gerade, wenn drei oder sogar vier Kinder im selben Auto mitfahren möchten, stellt sich nun die Frage: Wohin mit den vielen Kindersitzen? Ist es überhaupt erlaubt, Kinder auch vorne sitzen zu lassen?
Grundsätzlich darf ein Kindersitz auf jedem Sitzplatz im Auto befestigt werden – mit Ausnahme des Fahrersitzes, selbstverständlich. Der Beifahrersitz hingegen ist auch für die kleineren Mitreisenden erlaubt, natürlich nur, sofern sie in einem passenden Kindersitz oder einer Babyschale gesichert sind. Aber ist der Platz vorne denn auch für Kinder geeignet? Was muss bedacht werden, wenn ein Kindersitz auf dem Beifahrersitz installiert wird?
Isofixsitze fahren am sichersten in der Isofixschiene
Ob vorne oder hinten, entscheidend für die Sicherheit des Kindes ist die stabile Fixierung des Sitzes. Hier bieten sich Isofix-Kindersitze an, die nicht nur einfach zu handhaben, sondern auch besonders sicher sind. Sie sind jedoch nur dann wirklich sinnvoll, wenn sie an einer entsprechenden Isofix-Halterung im Auto befestigt werden können. Bei der Platzwahl ist also zu beachten, ob an dem Platz eine Isofixschiene vorhanden ist. Verfügt der Beifahrersitz über eine solche Schiene, in welcher der Kindersitz fest eingerastet werden kann, ist dies ein relativ sicherer Platz für ein Kind. Natürlich verfügen in einem Auto, das mit dem Isofix-System ausgestattet ist, zumindest die äußeren Sitze auf der Rückbank ebenfalls über die notwendigen Halterungen. Wenn möglich, sollten die Kindersitze also dort angebracht werden.
Airbags: für Kinder ein Sicherheitsrisiko
Lässt es sich nicht vermeiden, den Kindersitz auf dem Beifahrersitz anzubringen – zum Beispiel, wenn mehrere Kinder mitfahren und der Platz hinten bereits belegt ist – muss unbedingt auf den Airbag geachtet werden. Denn für Kinder, die vorn sitzen, kann diese Sicherheitsmaßnahme zum Sicherheitsrisiko werden, wenn der Airbag bei einem Aufprall plötzlich aufgeht, und das Kind mit voller Wucht trifft. Sitzt ein Kind vorne auf dem Beifahrersitz, sollte dieser daher soweit wie möglich nach hinten verschoben werden.
Diese Vorsichtsmaßnahme ist allerdings nur bei vorwärts gerichteten Kindersitzen wirksam. Soll dagegen ein rückwärts gerichteter Kindersitz auf dem Beifahrersitz platziert werden, muss der Airbag unbedingt deaktiviert werden. Dies ist sogar Vorschrift: Laut EU-Richtlinie ECE 44 ist der Einsatz von entgegen der Fahrtrichtung montierten Kindersitzen verboten, sobald der Airbag aktiv ist. Babyschalen oder Reboarder-Kindersitze dürfen also nur auf dem Beifahrersitz untergebracht werden, wenn der Airbag abgeschaltet ist.
Rufen wir uns also ruhig noch einmal ins Gedächtnis, wann der Airbag aktiviert, und wann er ausgeschaltet zu sein hat:
Erwachsener Beifahrer | Airbag aktiv |
---|---|
Kind im vorwärts gerichteten Kindersitz oder auf Sitzerhöher: | Sitz zurückgeschoben, Airbag aktiv |
Baby in Babyschale, Kleinkind im Reboarder-Kindersitz: | Airbag deaktiviert |
Wie lässt sich der Beifahrerairbag deaktivieren?
Eine Deaktivierung des Airbags ist bei vielen, aber nicht bei allen Automobilmodellen möglich. Einige erkennen automatisch, ob ein Kindersitz installiert ist und deaktivieren dann selbstständig den Airbag. Sitzt ein Erwachsener auf dem Beifahrersitz, wird der Airbag automatisch wieder aktiviert. Diese Variante, die für den Fahrer sicherlich die einfachste ist, funktioniert jedoch nur, wenn eigens dafür vorgesehene Kindersitze verwendet werden, in denen ein Transponder eingebaut ist. Sowohl das Auto wie der Sitz müssen also eine besondere Ausstattung aufweisen.
Bei den meisten Autotypen lässt sich der Airbag über einen Schalter entweder mit dem Fahrzeugschlüssel oder manuell deaktivieren. Bei Modellen mit einem modernen Bordcomputer findet sich mitunter ein eigener Menüpunkt zur Airbag-Deaktivierung.
Ältere Fahrzeuge verfügen jedoch in der Regel über keine der vorgestellten Möglichkeiten. So bleibt nur der Weg in die Werkstatt. Dort kann erfragt werden, ob sich der Airbag dauerhaft außer Betrieb setzen lässt. Selbst wenn dies möglich sein sollte, ist von dieser Methode jedoch eher abzuraten – schließlich fehlt dann, sobald ein Erwachsener vorne auf dem Beifahrersitz Platz nimmt, der an sich wichtige Schutz.
In jedem Fall ist der Fahrer dafür verantwortlich, über die korrekte Aktivierung oder Deaktivierung des Airbags zu wachen. Andernfalls geht er das Risiko schwerer oder sogar tödlicher Verletzungen seiner kleinen und großen Mitfahrer ein. Zudem kann eine falsche Einstellung des Airbags dazu führen, dass der Versicherungsschutz verloren geht.
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